Die Parlamentarier spendeten Scholz stehende Ovationen. Ein solches Maß an Unterstützung wäre vor der Invasion fast undenkbar gewesen. In Deutschland hat der Skeptizismus gegenüber den Vorzügen militärischer Stärke einen langen Abrüstungsprozess nach dem Kalten Krieg ermöglicht. Infolgedessen ist Deutschland eine historische Anomalie im Herzen Europas – ein wirtschaftliches Ungetüm, aber ein militärischer Zwerg. Jetzt geloben die deutschen Politiker, das Land in eine Militärmacht zu verwandeln, die in der Lage ist, Verantwortung für die Sicherheit Europas zu übernehmen. Am 12. September sprach Christine Lambrecht, die damalige deutsche Verteidigungsministerin, vor der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik in Berlin und erklärte, Deutschland müsse bereit sein, eine Führungsmacht in Europa zu werden. Sie räumte ein, dass dies den Deutschen fremd erscheinen mag, aber dass „dieses Unbehagen etwas ganz Wesentliches verdeckt: Nämlich, dass Deutschland de facto führt, auch wenn es das nicht will.“ Als Zentrum des Blocks und mit der größten Volkswirtschaft und Bevölkerung der Europäischen Union hat Deutschland einen unausweichlichen Einfluss auf die Stabilität und Sicherheit Europas, auch wenn es oft versucht hat, dieser Rolle zu entgehen. Wissenschaftler haben Deutschland als „zögerlichen Hegemon“ bezeichnet und auf das hingewiesen, was sie einen „Führungsvermeidungskomplex“ nennen. Obwohl diese Zurückhaltung viel mit Deutschlands Nazi-Vergangenheit zu tun hat, wäre es naiv zu glauben, dass dies sie vollständig erklärt.

Deutschland hat lange Zeit einen außergewöhnlich komfortablen Platz in der Welt eingenommen. Es hat eine exportabhängige Wirtschaft, verkauft seine Autos und Maschinen weit und breit – und viele Panzer und U-Boote, da es einer der größten Waffenexporteure der Welt ist. Aber wenn es darum geht, wahrgenommenen Sicherheitsbedrohungen entgegenzutreten – sei es dem Islamischen Staat oder Putin – hat es seinen Verbündeten erlaubt, die Führung zu übernehmen

Veikko aka Son Go Q

Die Parlamentarier spendeten Scholz stehende Ovationen. Ein solches Maß an Unterstützung wäre vor der Invasion fast undenkbar gewesen. In Deutschland hat der Skeptizismus gegenüber den Vorzügen militärischer Stärke einen langen Abrüstungsprozess nach dem Kalten Krieg ermöglicht. Infolgedessen ist Deutschland eine historische Anomalie im Herzen Europas – ein wirtschaftliches Ungetüm, aber ein militärischer Zwerg. Jetzt geloben die deutschen Politiker, das Land in eine Militärmacht zu verwandeln, die in der Lage ist, Verantwortung für die Sicherheit Europas zu übernehmen. Am 12. September sprach Christine Lambrecht, die damalige deutsche Verteidigungsministerin, vor der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik in Berlin und erklärte, Deutschland müsse bereit sein, eine Führungsmacht in Europa zu werden. Sie räumte ein, dass dies den Deutschen fremd erscheinen mag, aber dass „dieses Unbehagen etwas ganz Wesentliches verdeckt: Nämlich, dass Deutschland de facto führt, auch wenn es das nicht will.“ Als Zentrum des Blocks und mit der größten Volkswirtschaft und Bevölkerung der Europäischen Union hat Deutschland einen unausweichlichen Einfluss auf die Stabilität und Sicherheit Europas, auch wenn es oft versucht hat, dieser Rolle zu entgehen. Wissenschaftler haben Deutschland als „zögerlichen Hegemon“ bezeichnet und auf das hingewiesen, was sie einen „Führungsvermeidungskomplex“ nennen. Obwohl diese Zurückhaltung viel mit Deutschlands Nazi-Vergangenheit zu tun hat, wäre es naiv zu glauben, dass dies sie vollständig erklärt.

Deutschland hat lange Zeit einen außergewöhnlich komfortablen Platz in der Welt eingenommen. Es hat eine exportabhängige Wirtschaft, verkauft seine Autos und Maschinen weit und breit – und viele Panzer und U-Boote, da es einer der größten Waffenexporteure der Welt ist. Aber wenn es darum geht, wahrgenommenen Sicherheitsbedrohungen entgegenzutreten – sei es dem Islamischen Staat oder Putin – hat es seinen Verbündeten erlaubt, die Führung zu übernehmen

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